Coronavirus: Madrider spielen Balkon-Bingo mit ihren Nachbarn
Es ist sechs Uhr abends. Das ist eine Zeit, wann die Leute herauskommen. Sechs Uhr abends ist einfach Zeit für Sozialisation. Spanier nennen es Glücksstunde. Die Fleißigen verlassen die Büros, die Schüler schließen die Bücher, die Briefträger und die Briefträgerinnen machen das Licht aus. Bevor sie nach Hause gehen, essen sie mit ihren Freunden Tapas oder Cañas, am besten diese beiden lokalen Leckereien.
Aber jetzt, wie in Wien, Rom, Barcelona oder New York, sind auch die Straßen von Madrid leer. In Spanien sind derzeit ungefähr 104.000 Menschen infiziert. Spanien bricht mit der Zahl der Todesfälle Rekorde. Sie haben China „übertrumpft“ und sind nicht weit davon entfernt, die Sterblichkeitsschwelle Italiens zu überschreiten. Klingt schrecklich, ich weiß. Rekorde in Todesfällen….
Inhalt
Glücksstunde muss erhalten bleiben
Die Welt steht still. Wir sind zu Hause eingesperrt. Italiener singen abends auf den Balkonen, die halbe Welt klatscht um acht Uhr abends für Ärzte, die Kranken retten. In sozialen Netzwerken nehmen wir an verschiedenen Herausforderungen mit Toilettenpapier und alten Kindheitsfotos teil, Fitnesstrainer geben kostenlose Trainings online oder sogar auf dem Dach wie in Sevilla. Das Wirtschaftsleben in Madrid und die Glücksstunde mussten wegen der Coronavirus-Ausbreitung gestoppt werden. Aber nicht jeder will um die Glücksstunde kommen.
In einer Wohnanlage in Madrids Hortaleza, nördlich des Stadtzentrums, wird um sechs Uhr abends die Glücksstunde fortgesetzt. Die Fenster und Balkone öffnen sich, Nachbarn aus den gegenüberliegenden Häusern reden für eine Weile höflich und dann bricht es aus. Bingo beginnt, meine Damen und Herren!
Im Epizentrum des Coronavirus herrscht Solidarität
Eine der Gründerinnen des Balkon-Bingos im Epizentrum des Coronavirus in Spanien, Madrid, ist Cristina Pruenza, eine Doktorandin am Instituto de Empresa. Warum macht sie das? Für das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Solidarität, sagte sie für das Magazin CN Traveller.
Einer der Bewohner druckte große Bingokarten aus, dann stellte Cristina sie in einen Umschlag im Aufzug des Wohnhauses, damit jeder, der Lust hat, mitspielen kann. Ein anderer Nachbar, der eine grelle Stimme hat, wurde zum Ansager gewählt, also schreit er die Zahlen.
Bingo wird von Montag bis Freitag jeden Abend um sechs Uhr gespielt. Bevor die Nachbarn anfangen zu spielen, hören sie ein Lied, um sich in Stimmung zu bringen und es wird auch gesungen. Das Spiel dauert etwa 45 Minuten. Ungefähr zehn Familien waren beteiligt, aber mehr Köpfe tauchen von den Balkonen auf, die anderen Nachbarn sehen zu. Wenn jemand gewinnt, folgt ein richtiger Applaus. Und sie werden dieses Spiel erst beenden, wenn sie werden um sechs Uhr wieder auf die Straße herauskommen können.
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